Wer von den älteren PC-Nutzern kennt sie nicht, die Software-CDs und dicken Computerbücher von DATA BECKER aus dem Kaufhaus? In diesem Beitrag, warum es mich persönlich betroffen macht, dass es mit DATA BECKER vorbei ist – denn der IT-Verlag und das zugehörige Software-Haus schließen nächstes Jahr ihre Pforten.
Wie aus einer anderen Zeit wirkte die Software, die ich Ende der Neunzigerjahre im örtlichen Kaufhaus für ein paar Mark erstand, schon damals: die Bedienführung der grellen Benutzeroberfläche war ein wenig holprig zu bedienen und schwerfällig, insgesamt gewann ich den Eindruck: hier herrscht Masse statt Klasse. Aber immerhin erfüllte die Software auf der CD-ROM durchaus ihren Zweck. Und wenn es nur den Zweck hatte, dass ich rund 10 Jahre später als frisch gebackener Hochschulabsolvent eine Stellenanzeige von Data Becker wahrnahm, mich dort bewarb und nach Düsseldorf eingeladen wurde.
Ein erster Einblick
Es war 2009 – tiefste Wirtschaftskrise – und die Stellensuche eine Mühsal. Dass ich durch das Joomla!-Buch bereits mit einem Verlag zusammengearbeitet hatte, war wohl der Grund für meine Einladung ins Lektorat der “Data Becker”-Buchreihe. Wie aus einer anderen Zeit wirkte auch das Ladengeschäft von Data Becker, unweit des Verlagsgebäudes. Dort beschnupperten die Herren und ich uns einander interessiert. Wir sprachen über deren Bücher, beispielsweise über das 510-seitige (!) Windows Vista – Dirty Tricks aus der PC Underground-Reihe, auf dessen Cover u.a. zu lesen ist “Microsoft ausgetrickst: Geheime Funktionen freischalten”. Ich bemühte mich, ernst zu bleiben …
Ausblick in die Gegenwart
Und dann sprachen wir noch über IT-Trends, schließlich ist es als Verlag wichtig, relevante Themen rechtzeitig zu erkennen und zu erschließen. Das ist meine Chance, dachte ich, und erzählte von der Digitalisierung und vor allem: von der Zukunft des Tablet-PCs. Es war wohlgemerkt 2009, es gab also bereits den Amazon Kindle und einige andere E-Ink-Lesegeräte und es gab das iPhone sowie diverse Windows-basierte Tablet-PCs, etwa von Archos oder Convertibles von Notebook-Herstellern. Letztere beiden Gerätetypen waren in ihrer Nische durchaus erfolgreich, aber insgesamt völlig bedeutungslos. Das iPad, was alles ändern sollte, wurde aber erst ein ganzes Jahr später vorgestellt.
Meine Antwort auf die Frage nach den Zukunftstrends war zugegebenermaß unscharf. Eher eine Ahnung als ein konkretes “Ich-hab’s-schon-immer-gewusst” über das, was sich da andeutete (und schließlich auch gekommen ist): die Disruption des PC-, Software-, E-Book- und damit des IT-Buchmarkts wie er früher einmal war. Die Herren vom Verlag hörten sich all das an, anschließend schüttelten wir zum Abschied unsere Hände. Danach schüttelten sie vermutlich ungläubig ihre Köpfe und verfassten eine Absage. (Dass es wohl spätestens bei der Frage nach dem Einstiegsgehalt ohnehin gescheitert wäre, geschenkt!) Danach hörte ich nie wieder etwas von ihnen. Bis zu jener denkwürdigen Nachricht im Oktober 2013.
Nichts geblickt
So wie es scheint, haben die Herren nicht nur mich damals missverstanden, sondern sie haben noch viele andere Zeichen der Zeit nicht erkannt. Und so geht die Ära eines alles andere als “hippen” IT-Gemischtwarenhandels zu Ende, dem – abgesehen von einigen Verlagsangestellten – kaum jemand nachtrauern wird. Billig bedrucktes Papier, billig gemachte PC-Software (statt guter mobiler Apps) und billige Prahlerei à la “Die 100.000 geheimsten Profi-Tipps” braucht heute einfach kein Mensch mehr, beim besten Willen.
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